Panamericana - Nord

Von Anchorage- Alaska nach Panama- Stadt

Während der Reise schreibe ich den Bericht "von unten nach oben"

16.6. Mx - Oaxaca 48ßkm

15.6. Teotihuacan

14.6. Mexiko- Stadt

14.6. Hidalgo - Mexiko-Stadt 205km

13.6. Guadalajara - Hidalgo 424km

12.6. El Rosario - Guadalajara 532km

11.6. Topolobampo - El Rosario 552km

10.6.2012 La Paz - Topolobampo

9.6. Cabo San Lucas - La Paz

7.6. Los Barilles - Cabo San Lucas

Ich gehe zurück auf die MEX 1 Richtung La Paz und schenke mir den Rest der Ostküste. In Todos Santos gibt es eine ausführliche Mittagspause. Ich habe es nur gute 200km bis Cabo San Lucas. Dort finde ich ein Hotel direkt im Zentrum am Yachthafen, so richtig mittendrin im Gewühl. Ein Restaurant am anderen, eine Bar an der nächsten, da weiß man wirklich nicht wo man anfangen, geschweige denn aufhören soll...

Morgen will ich noch das Spiel Deutschland-Portugal anschauen und im Anschluß geht’s zurück nach La Paz, um am Sonntag mit der Fährea aufs Festland zu gehen. Nach 2000km Baja California heißt es Abschied nehmen von diesem Paradies.

5.6. Loreto - Los Barriles

Es geht noch 30km an der Ostküste entlang, bevor die MEX 1 quer durch die Berge nach Süden abbiegt, um in La Paz wieder an die Ostküste zu gelangen. Ich möchte nördlich von La Paz in einem kleinen Küstenort für zwei Tage pausieren. Der erste Ort besteht  aus einem Gehöft, das zum Verkauf angeboten wird. Gibt es in San Juan de la Costa ein Hotel frage ich. Ja versichert mir der Mann am Zaun. Die herrliche Küstenlandschaft lässt Vorfreude in mir aufkommen. Vor einem Restaurant oberhalb des Ortes bestätigt mir ein Einheimischer noch einmal das Hotel und weist in die Richtung unten am Strand. Als ich nach kurvigem Schotter die Stelle erreicht habe, ist nichts von einem Hotel zu sehen. Auch mein mehrmaliges fragen bringt mich nicht weiter, es gibt hier kein Hotel. Also die 35km zurück nach La Paz. Der nächste Ort am Strand heißt Ensenada de los Muertos und liegt 105km südlich von La Paz. Als ich dort ankomme, stehe ich vor einem Restaurant in schöner Lage. Wo denn der Ort sei, frage ich einen der Kellner. Hier, antwortet der schmunzelnd. Das nächste Hotel befindet sich in Los Barriles in 85km Entfernung. Dort finde ich endlich ein schönes Hotel am Strand, so ganz nach meinem Geschmack. Leider ist die Rezeption nicht besetzt, ich gehe die Freitreppe auf die Terrasse rauf, sehe zufriedene Gäste Essen und Trinken genießen mit Blick über das Meer. Der Ober verweist mich wieder nach unten. Ein weiterer Hotelangestellter kann auch nicht helfen. Wieder nach oben, der Ober empfiehlt mir es im Nebengebäude zu versuchen, das gehört ebenfalls zu diesem Hotel. Nach 50m stehe ich vor einem veschlossenen Tor mit der Aufschrift „Privatbesitz“. Ich gebe auf und fahre in den nächsten Ort. Bei der Abbiegung weist ein Schild auf ein Hotel im Ort hin. Es ist bereits dunkel. Mehrmaliges fragen führt zur selben Antwort, das nächste Hotel befindet sich in Los Barriles, da komme ich ja nun her. Meine Scheinwerferhalterung rechts ist gebrochen und das Licht zeigt gen Himmel. Ich hänge mich hinter einen Pickup und tuckere die 28km zurück geduldig hinter ihm her in der Hoffnung, dass mir kein Vieh vors Moto läuft. Nach einer Dusche finde ich noch ein Restaurant mit einem griechischen Wirt. Nach 636 Tageskilometern und Temperaturen bis 38°, nimmt der Tag ein versöhnliches Ende.

4.6. Mugele - Loreto 145km

Heute ist der Tag der schönen Buchten. Immer wieder biege ich an den Strand ab. An einer der stoße ich auf ein Paar aus der Schweiz, Marianne und Christoph. Sie sind vor 12 Jahren gestartet und leben seit dem auf dem Wasser. Nach drei Stunden habe ich erst 45km hinter mir und so beschließe ich, nach nur145km in Loreto Quartier zu machen. Ich gehe zur Abwechslung mal auf ein Steak vom Holzfeuer in ein Gartenrestaurant in dem ich von einer Geburtstagsrunde zu einem Roten eingeladen werde.

2.6. Bahia de los Angeles - Mugele 497km

Nach 24km auf dem Weg zurück zur MEX 1 komme ich wieder an der Bergkette mit den „Fallwinden“, die ich diesmal auch vormittags genießen darf. Nach 205km biege ich nach Guerrero Negro ab. Ich möchte noch einmal an die Stelle wo wir vor 27 Jahren „auf Walfang“ gingen. Die 12km sind staubig. Plötzlich verwehrt ein Tor die Weiterfahrt. Da zur Zeit keine Wale zu sehen sind, gibt es auch keine Durchfahrt. Dann eben nicht. Auf der Rückfahrt halte ich an einem Greifvogelnest. Es gibt hier entlang der Stromleitung viele Nisthilfen, die gut angenommen werden. Als ich für ein Foto anhalte, stellt sich das Muttertier in etwa 7 Meter Höhe wie ein Falke über mich und beschimpft mich kräftig. Ich habe verstanden und verziehe mich im Standgas. Als nächstes stoße ich vor mir auf eine 1150 GS aus Italien. Das Paar hat in Chile aufgestzt, ist nach Ushuaia gefahren und von dort aus auf dem Weg nach Alaska. Es gibt einiges auszutauschen, und beim Weiterfahren sagt der Mann, und vergiß nicht, die schönsten Buchten der Baja gibt es südlich von Mugele, man wird sehen. Santa Rosalia erweist sich als schmutzige Hafenstadt und so geht es weiter. Kurz vor San Bruno biege ich an den Strand ab, eine schöne Anlage, aber nichts mehr frei. Während ich noch mit der Seniora verhandele, beißt mich einer der beiden Haushunde in den linken Knöchel, dieser Schweinehund. Zum Glück habe ich die hohen Stiefel an und somit überstehe ich die Attacke ohne Schaden.

1.6. BAHIA DE LOS ANGELES

Heute ist Faulenzen angesagt. Als ich beim Frühstück im Garten sitzend, auf mein Moto schaue, das ich direkt vor meinem Zimmer geparkt habe, fällt mir etwas auf. In Ensenada bin ich um auf die Halbinsel zu gelangen, einige gesperrte Wege gefahren. Bei der Überquerung einer Absperrung hat das Moto mit dem Motorschutz aufgesetzt. Es hat zwar einen kräftigen Schlag getan, aber da es sich um Erdreich handelte, habe ich mir nichts weiter dabei gedacht. Nun sehe ich, dass es die Motorschutzplatte auf einer Seite weg gerissen hat. Ich fixiere die Platte mit einer Schlauchschelle am Auspuff, hat ja nichts zu halten, Hauptsache es hält... dann mache ich mich auf den Weg zu einer kleinen Erkundungstour. Ich fahre die Straße von gestern ein paar km zurück und habe einen wunderschönen Ausblick über Ort und Bucht. Auf einer nur wenige Meter breiten Landzunge sehe ich einen Leuchtturm, da zu stehen wäre schön. Ich mache mich auf den Weg. Als ich an den Strand komme versperrt ein Schild die Weiterfahrt, Kraftfahrzeuge verboten. Nun ja, muß ja auch nicht unbedingt sein. Ich statte dem Fähranleger noch einen Besuch ab, pendele noch etwas durch den Ort und bereite mich dann langsam auf das Abendessen vor. Nach dem gestrigen Fisch in Knoblauchsoße gibt es heute Garnelen in selbiger.

31.5. Ensenada - Bahia de Los Angeles 535km

Als ich am Hotel starte, begegnet mir Jose und erinnert mich noch einmal an Bahia de Los Angeles, der schönsten Bucht der Baja. Ich quäle mich noch einmal durch das Verkehrsgewühl der Stadt. An jedem markierten Fußgängerüberweg muß man halten, egal ob ein Fußgänger in Sicht ist oder nicht. Das macht den Verkehr nicht flüssiger. Die MEX 1 führt zuerst entlang der Westküste und schwenkt dann durch die Berge ins Landesinnere. Plötzlich wird mir heiß, ich schaue auf Temperaturanzeige- 32°. Nun knöpfe ich das Innenfutter der Kombi aus. Hinter den Bergen breitet sich auf 200m Höhe weites Land aus. Wein- und Erdbeerfelder begleiten mich über viele Kilometer am Straßenrand und auch Gewächshäuser sind auf großen Flächen zu sehen. Als ich nach 450km an den Abzweig der MEX 12 Richtung Bahia stoße ist es schon gegen 19 Uhr. Ja, in Bahia gibt es Unterkunft und Benzin versichert mir die Wirtin der Raststätte. Ich biege ab. Die 80km müssten in einer Stunde zu schaffen sein, um 20Uhr ist Sonnenuntergang, laut Navi. Die Straße ist gut ausgebaut und so lasse ich es gehen. Ich möchte in keinem Fall im Dunkeln fahren. 30km vor meinem Ziel setzt ein widerlicher Sturm ein, der mich auf 80 runterzwingt. Obwohl direkt längs der „schützenden“ Bergkette fahre, haut es mich fast vom Moto. Es müssen wohl Fallwinde sein, anders kann ich mir das nicht erklären. Die Sonne ist schon hinter den Bergen verschwunden. Die Navianzeige schaltet auf Nachtbetrieb um. Endlich sehe ich unter mir liegen, geschafft. Ich kurve kurz durch den kleinen Ort und lande vor einem schönen Hotel, in dem mich die Wirtin und eine riesige Dogge freundlich in Empfang nehmen.

30.5. Ensenada, oder die Reise in die Vergangenheiter


Zwanzig Kilometer südlich von Ensenada ragt eine Halbinsel in den Pazifik. Vor 27 Jahren bereiste ich mit meinem Freund Mexiko und auch die Baja. Am Ende der besagten Halbinsel verbrachten wir fünf Tage in einem Super- Hotel.

Heute will ich nach dieser langen Zeit der Halbinsel und dem Hotel einen Besuch abstatten. Schon bei der Anfahrt wundern mich die aufgeschütteten Straßensperren. Mit etwas „Offroad“ gelange ich aber doch ans Ziel. Mich umgibt eine Kilometer lange Geisterstadt. Fast alle der schönen Häuser am Strand sind unbewohnt, zum Verkauf angeboten, und verfallen. Auch unser Hotel gehört zur Geisterstadt. Alles liegt brach und verkommt, ein unheimlicher Anblick. Von einem der wohl letzten Einwohner erfahre ich, daß es finanzielle Auflagen der mexikanischen Regierung gegeben hat, die die Flucht der reichen Amerikaner, und somit den Verfall einer ganzen Region zur Folge hatte. Tief beeindruckt und enttäuscht trete ich die Rückfahrt an. Man kann die Vergangenheit nicht zurück holen, wie so oft im Leben.

29.5. San Diego - Ensenada (Mexico) 265km

Als ich den Helm aufsetzten will, habe ich plötzlich das Visier in der Hand. Rastnasen auf der rechten Seite weggebrochen, weiß der Geier, wie das passiert ist. Wie früher bei der Fernsehreparatur, da sagte der Kunde, es kann nicht viel sein, gestern lief er noch. Auf dem Weg zu BMW kaufe ich noch eben Sekundenkleber. Meiner liegt zu Hause im Kühlschrank, man kann eben nicht an alles denken. Bei BMW läuft zum Glück alles problemlos ab. Sie haben den zu erneuernden Hinterreifen vom selben Fabrikat wie meinen auf Lager. Sogar Schuberth Helme sind im Verkauf und so verlasse ich den Laden auch mit einem neuen Visier. Es ist bereits 14 Uhr, aber bis zur Grenze nach Mexiko sind es nur 40km. Ich will noch im Carnet ATA den Export aus USA eintragen lassen, aber der erste Grenzer auf den ich stoße ist schon ein Mexikaner. Also beschränke ich mich auf eine Haftpflichtversicherung für 20 Tage Mexiko zum „Vorzugspreis“ von 85 Dollar. Bis nach Ensenada, meinem heutigen Ziel, sind es nur 140km, die stecke ich noch locker weg. Ich finde ein preiswertes Motel in der Innenstadt und ein Fischrestaurant, untergebracht unter eine Überdachung zwischen zwei Häusern. Der Fisch ist lecker und zudem ausgesprochen preiswert.

27.5. Los Angeles- San Diego 225km

Für Los Angeles habe ich den Reifenwechsel vorgesehen. Was ich dabei nicht berücksichtigt habe ist, dass hier Feiertag ist, Memorial Day- Heldengedenktag. Man gedenkt der gefallenen Soldaten der Kriege. Somit haben die Geschäfte geschlossen. Ich mache mich auf den Weg nach San Diego um dort neu zu bereifen.

26.5. Monterey - Los Angeles

Es ist mein letzter Tag auf der „One O One“. An diesem zeigt sie sich noch einmal von ihrer besten Seite, wie zur Versöhnung nach all dem Sturm und Regen. Wunderschöne Küstenstraße mit Kurven und viel Sonne, 200m über dem Meer, phantastisch. Es ist wie so oft auf meinen Reisen, wenn man beginnt zu hadern, wendet sich plötzlich alles wieder zum Guten. In Malibu „besuche“ ich Thomas Gottschalk. Ich möchte einfach mal wissen, wo er so wohnt. Der Ort selbst ist eine Anhäufung von Häusern entlang der Straße,  ausgesprochen unspektakulär, die Villen selbst haben eine bevorzugte Lage auf einem kleinen Berg, das war’s. In Malibu „verpasse“ ich den Anschluß bei der Hotelsuche und so stehe ich gegen 20 Uhr plötzlich ungewollt am Santa Monica Pier in Los Angeles. Dort standen wir schon einmal mit Ulf und Mathias am Ende unserer Route 66 Reise vor 9 Jahren. Es ist spät und warm, ich lande in einem vermeintlich preisgünstigen Hostal. Das Bad über dem Flur akzeptiere ich noch, dass ich mir den Raum mit fünf anderen Zeitgenossen teilen soll, widerstrebt mir dann aber doch. Ich nehme ein 4-Bett Zimmer mit Bad für mich allein zum Preis von 108 Dollar, das war in Ulan Bator entschieden günstiger, aber wir sind hier eben in L A. Nach einer ausgiebigen Dusche stürze ich mich für zwei Stunden ins hiesige „Nachtleben“.

25.5. San Francisco- Monterey 280km

Die 280km sind kein Problem. Bei der Quartiersuche tue ich mich allerdings etwas schwer. Die Landzunge um Monterey liegt wunderschön, und entsprechend sind auch die Hotelpreise. Ich möchte nicht das Doppelte wie in San Francisco bezahlen und fahre deshalb einen Ort weiter, im dem die Preise noch einmal um das Eineinhalbfache höher liegen. Der Regen hängt am Himmel und so lande ich nach weiteren zwei Stunden des Umherirrens wieder bei meinem ersten Motel. Das Fischrestaurant nebenan ist gut besucht, die 10 Gäste stehen in der Warteschlange und so gehe ich noch einmal in mein Zimmer, nachdem ich für 21 Uhr eine Tischzusage habe. Es gibt eine Suppe, einen leckeren Fisch mit Salat, einen Schoppen kalifornischen Weißen und zum Nachtisch eine Karamellcreme. Zum Kaffee probiere ich einen Brandy, ebenfalls aus hiesiger Herstellung. Der Tag klingt somit harmonisch aus.

24.5. SAN FRANCISCO

Nach dem Frühstück habe ich erst einmal einen ausführlichen und interessanten Gedankenaustausch mit dem Mann an der Rezeption, einem eingefleischten Moslem. Den ersten dieser Art in meinem Leben. Seine Frau brachte ihn, bis auf die Seeschlitze abgedeckt, nachts um 12 Uhr zum Dienst. In Afghanistan, oder Pakistan würde ich die Unterhaltung wohl nicht ganz in dieser Form führen, aber hier können wir ja „ganz offen“ mit einander reden. Die Details gehören nicht in diesen Bericht. Für den Interessierten mehr, wenn ich wieder zu Hause bin. Mein Freund der Moslem gibt mir einige gute Informationen und Ratschläge für die Gestaltung des heutigen Tages und so entscheide ich mich, das Programm zu Fuß zu bewältigen. Diese Entscheidung erweist sich schon nach kurzer Zeit als richtig, weil man zu Fuß eben ungleich mehr sieht und erlebt. Die Verlängerung der 101 ist die berühmte Lombard Street. Ecke Hyde genieße ich den Blick den Hügel hinunter mit Hintergrund Al Catraz und sehe die seilangetriebene Straßenbahn den Berg hinauf kommen. Dann spaziere ich die Kurven der Lombard Street Richtung Downtown runter mit dem Ziel Anleger. Zuerst kommt Teil eins der Pflichtübung, die Schiffsfahrt zur Golden Gate, und dann Teil zwei, Pier 39 zu den Seelöwen. Nach einem Krebsessen geht es zurück per Bus. Mit der empfohlenen „30“ geht es nur stückweise weiter und als ich endlich in die richtige einsteige, lässt mich die nicht ganz freundliche Fahrerin einen 5 Dollar-Schein in die Kasse stecken. Als ich das fehlende Wechselgeld reklamiere, weist sie nur kurz auf das Schild „Fahrgeld passend bereit halten – kein Wechselgeld“. Meinen anschließenden Zwergenaufstand ignoriert sie einfach nicht und winkt mich kommentarlos durch.

Zum Abendessen genieße ich noch einmal meinen Nachbarn, den Japaner. Ja ich weiß, mehr sein Essen. Den Genuß eines guten Essens am nächsten Tag zu wiederholen, erweist sich erfahrungsgemäß als äußerst schwierig. Meistens gelingt dieses nicht. Beim Japaner hingehen hat es problemlos funktioniert. Ich esse zum zweiten Mal die Nummer 13 „Moriawase“, vier verschiedene Sorten Fisch mit jeweils drei Stücken. Wie mir der Ober verrät, haben sie den Fisch maximal nur zwei Tage in der Bereithaltung, man kann also sagen frisch, und so schmeckt er auch. Man kann es schlecht beschreiben, man muß es einfach mal genießen.

23.5. Eureka- San Francisco 440km

Endlich wieder blauer Himmel, auf nach San Francisco. Die 101 ist autobahnähnlich ausgebaut, man darf 65 Meilen und das sind, mit einem kleinen Zuschlag, 120km/h. Mittag esse ich beim Mexikaner, man muß sich ja langsam einspielen. Wider meine eigentliche Gewohnheit nehme ich ein volles Menü mit Vorsuppe und zum Hauptgang Fisch. Als ich dann zu allem Überfluß doch noch auf die Dessertkarte schaue, kann ich beim hausgemachten Flan natürlich nicht widerstehen. Dafür gibt es aber auch kein Abendessen, ehrlich. Beim Landeanflug auf San Francisco geht es erst einmal zu dem Aussichtspunkt für das obligatorische Foto. In der Stadt nehme ich nach langem Suchen das erste Motel an der 101.

22.5. Lincoln City- Eureka 550km

Es gießt weiterhin, das nur am Rande. Heute bin ich richtig angezogen und spule trotz Regen und Sturm die 550km nach Eureka ab. Während der Mittagspause lüftet die Wirtin der Raststätte das Geheimnis. In dieser Küstengegend regnet es fast immer. Dann ist ja alles klar. Die Leute denken immer, das sonnige California. Das trifft für das Landesinnere wohl zu, aber eben nicht für die Küstenregion. Das ist die Erklärung dafür, dass die 2000km der „One O One“ halt überwiegend verregnet sind. Selbst für San Francisco und Los Angeles gibt es keine Garantie.

21.5. Astoria- Lincoln City 171km

Es gießt aus allen Kannen. Wegen der besseren Beinfreiheit und weil es auch warm genug ist, verzichte ich auf das wasserdichte Futter in der Kombi. Ich fahre ja eh im Regenzeug. Diese Entscheidung stellt sich nach gut zwei Stunden als fatal heraus. Der Regen zieht eben doch bei anhaltendem Sturm „ins Innere“ und dann braucht’s halt das wasserdichte Innenfutter. Nach knapp vier Stunden und 171km werfe ich in Lincoln-City das Handtuch. Einziger Trost des Tages, ein Fischrestaurant mit „individueller Küche“. Man findet das hier selten. Fast alle Restaurants sind irgendeiner Kette angeschlossen und bereiten das Essen nach Stückliste zu, fürchterlich. Der Chefkoch des hiesigen Restaurants bestätigt mir das. Er muß es wissen, hat er doch 1988 auf der Internationalen Kochkunst Ausstellung in Frankfurt Silber und Gold geholt, wie die Urkunden beweisen.

20.5. Bulington- Astoria 404km

Gestern noch Sonne und 24° und heute Regen satt. Bei Olympia verlasse ich die I5 und fahre nach Westen, um auf die „One O One“ zu stoßen, wie die 101 hier genannt wird. Sie soll mich über 2000km, entlang der Küste, nach San Francisco bringen. Die 404km nach Astoria sind ausgesprochen unangenehm. Abgesehen vom Dauerregen weht ein unheimlicher Sturm, der einen häufig zwingt, bis auf 50 runter zu gehen. Die am Berg zu See hin verlaufenden Strecken sind kaum beherrschbar. Zum fotografieren gehe ich mit dem Moto längsseits zum Wind. Ich kann sonst meine Kuh nicht halten. Ganz gemein sind die Brückenüberquerungen. In Höhen von bis zu 50m über dem Wasser wird man ungeschützt zum Spielball des Sturms. Ich will hier nicht dramatisieren, aber auf mancher Brücke stehe ich kurz vor der Panik. Das letzte „Geschenk“ dieser Art ist die Megler Brigde vor Astoria.

18.-19.5 Prince George – Burlington 842km

Bei 9 Grad und Sonne mache ich mich auf den Weg Richtung Grenze. Die 97 bringt mich nach Süden. Nach 442km mache ich in Cache Creek Quartier.  Die Strecke nach Hope ist „übersät von Harleys. Als ich in Hope Rast mache, klärt mich ein Harleyfahrer auf. Wir haben hier nur den einen Highway und es ist Wochenende. Alle die nach Norden fahren, müssen auf der selben Strecke auch wieder zurück. Na gut, das erklärt manches... In Sumas passiere ich problemlos die Grenze in die USA. Die Landschaft wechselt. Grüne Wiesen, kleine saubere Orte, Vieh auf den Weiden, es riecht nach frisch gemachtem Heu und Kuhstall. Der Unterschied zu Kanada ist landschaftlich bedingt. In den Bergen und Flusstälern ist Ackerbau und Viehzucht halt nicht möglich. Bei tiefstehender Sonne und 24!!! Grad, reite ich in Bulington ein.

16. Mai Dwason Creek-Prince George 412km 9,5°

Nach vorgestern 18° lasse ich heute die Heizweste und die Regenkombi weg. Das geht drei Stunden lang gut, dann erfolgt in wenigen Minuten ein Temperatursturz von 11 auf 2° und was wie aufziehender Regen aussieht, erweist sich als Schnee.

In Prince George finde ich ein „preiswertes“ Motel, esse nach langer Zeit in einem schicken Restaurant wieder einmal ein leckeres Fischgericht und gönne mir einen Tag Pause.

14. Mai Fort Nelson- Dawson Creek 466km +11°

Unterwegs begegnet mir eine Elchkuh mit ihrem Kalb. Die Jungtiere sind schon verhältnismäßig groß und die Muttertiere zum Teil stark abgemagert. Kurz vor Dawson Creek stoße ich auf das Hinweisschild für die historische Kiskatinaw- Brücke. Ich biege ab, um dieses Historische Bauwerk aus dem Jahr 1942 zu sehen. Meile 21 auf dem alten originalen Alaska Hwy. Übrigens gebogen wie die Chain and Rocks Bridge über den Mississippi. Es ist ein Bisschen so wie 2003 auf der Route 66, 16 historische, gut erhaltene und gepflegte Meilen bei Devil’s Elbow. Ulf und Mathias, ihr wisst das. In Dawson Creek besuche ich die Säule der Meile „0“ in der Innenstadt. Im Alaska- Hotel  hätte ich gern gewohnt, doch leider ist es ausgebucht.

13. Mai Watson Lake- Fort Nelson 517km +6°

Heute ist Zoobesuch mit Schwerpunkt Bisons. Kaum sind sie auf den leuchtenden Hinweisschild angekündigt, stehen sie auch schon mitten auf der Fahrbahn. Am Waldrand entdecke ich eine kleine Herde mit Jungtieren. Sie galoppieren mindesten einen Kilometer neben mir her. Die Kleinen halten erstaunlich gut mit, obwohl sie ja drei Sprünge machen müssen, wenn Mutter einen macht. Wirklich wunderschön anzusehen. Wenig später folgt eine große Herde mit Jungtieren am Hang. Ich freue mich das Alles zu erleben, habe ich doch nicht unbedingt die Zeit in einem Nationalpark eine organisierte Tour mit dem Bus zu machen. Die wilden Schafe „grasen“ auf dem Schotter. Ich weiß beim besten Willen nicht, was sie außer Steinen dort finden. Sie sind sehr scheu. Quetschen sich bei meinem Näherkommen unter der Leitplanke durch und stürzen in Sekundenschnelle 30m tief den Steilhang hinunter um sich dann am Schnee zu laben.

12. Mai Skagway-Watson Lake 522km +6° Grenzübergang zurück nach Kanada

Nach dem Packen gucke ich noch das DFB Endspiel Bayern gegen Dortmund auf meinem Netbook. Als ich einschalte läuft schon die 76ste Minute und Dortmund schießt ein Tor, danach verschießt Robben einen Elfmeter. Habe ich mich denn so in der Zeit vertan. Es dauert ein Wenig bis ich realisiere, dass mein russischer Provider vor dem Spiel die letzte Begegnung der Mannschaften zeigt.

Nach der Begegnung mache ich mich auf den Weg nach Watson Lake zurück nach Kanada. Die Sache mit dem Pass ist wie gestern, aber das hatten wir ja schon. Jake’s Corner hat geschlossen. Eigentlich wollte ich wieder ein Süppchen nehmen, aber ist auch so gut, da kann ich wenigstens nicht wieder auf dumme Gedanken kommen. Unterwegs begegnet mir der erste Bär aus nächsten Nähe.

Ein Einheimischer, der mich beim Fotografieren gesehen hat und der mich im Motel in Watson Lake wiedertrifft, sagt mir, ich solle grundsätzlich vorsichtig sein, auch wenn ich mich bei meinem Fotostop nicht unbedingt in Gefahr befand.

11. Mai Destruction Bay- Skagway 516km +8° Grenzübergang nach Alaska

Auf dem Weg nach White Horse, meinem eigentlichen Tagesziel, habe ich eine unglaubliche Begegnung. An Straßenrand hält immer ein Auto, setzt junge Menschen ab, die mit einem bunten „Staffelstab“ den Highway entlang laufen.

Ich halte an dem Fahrzeug und bitte um Aufklärung. Zwei Fahrzeuge setzen versetzt die Läufer ab, b.z.w. nehmen sie nach dem Laufen wieder auf. Es handelt sich um eine Privatinitiative jungen Menschen, die so in sieben Monaten von Alaska nach Guatemala laufen und dabei für Frieden und Völkerverständigung beten. Ich komme heute aus Tok, sage ich. Da waren wir vor zehn Tagen erwidert das junge Mädchen lächelnd...

In Jake’s Corner nehme ich eine heiße Suppe und einen Kaffe. Dabei kommt mir, wie sehr schnell herausstellt, eine Wahnsinnsidee. Ich will mal eben rüber nach Skagway ans Meer. Vielleicht kann ich ja ein Stück des Weges mit der Fähre zurück legen. Der Fahrradfahrer in meinem Alter warnt mich vor meterhohem Schnee. Auf der Straße? Nein, am Straßenrand. Das ist doch für Klaus kein Problem. Zwanzig Kilometer vor Skagway erwischt es mich, kleiner Pass, stürmisch, Schnee und keine Sicht. Die Grenzer, ich muß ja wieder nach Alaska einreisen, sehen mich verständnislos, oder vielleicht auch mitleidig, an. In Skagway angekommen fahre ich zum Hafen. Die nächste Fähre nach Prince Rupert fährt erst in fünf Tagen. Das war’s. Nach dem Quartiermachen gehe ich essen und auf ein Bier in die Stadt.

10. Mai Tok- Distruction Bay 374km +8° Grenzübergang nach Kanada

Als ich nach 30km hinter Tok am  nach Dawson-City abbiege, sehe ich im rechten Augenwinkel. daß unscheinbare, aber folgenschwere Schild „CUSTOMS CLOSED“. Ich halte noch einen Postfahrer an, der mir bestätigt, dass die Grenze noch geschlossen ist. Dawson City gestrichen- schade. Ich bleibe auf dem Alaska Hwy, gehe in Breaver Creek über die Grenze nach Kanada, wo mich ein deutschsprechender Grenzer empfängt. In Destruction Bay mache ich Quartier. Nach dem Essen sitze ich mit zwei Truckern zusammen, von denen einer ebenfalls hier übernachtet. Da Bier nun in großen Gebinden abgegeben wird,24er Packung, ist Gesetz, später mal mehr darüber, gibt mir mein Nachbar von seinem neu erstandenen Karton zwei Dosen ab, kostenlos.

9. Mai Yukon River -Tok 547km +3° Alaska

Von Yukon-River aus starte ich Richtung Fairbanks und „ genieße“ den Dalton noch einmal. Da ich verhältnis mäßig früh in Fairbanks bin, fahre ich weiter nach Tok. Die landschaftliche Schönheit nimmt kein Ende. Auch hier geht es entlang schneebedeckter Berge.

Alaska Highway von Yukon River nach Dawson Creek

Von Yukon River aus lasse ich mich in einem Stück bis Dawson Creek über 3000km nach Süden „fallen“. Davon 2500km auf dem Alaska Highway. Ich möchte der Einsamkeit und der Kälte entfliehen, was mir, wie sich rausstellt, trotz der 3000km Nord- Südgefälle nur bedingt gelingt.

8. Mai Atigun Pass - Yukon River 462km

Ein Einheimischer gibt mir die Lösung für mein Problem. Fahre bis zum Pass, dann hast du alles gesehen. Der Rest bis Dead Horse und der Ort selbst sind uninteressant. Das ist die Lösung, wäre da nicht der brennende Wunsch, den Finger mal in das eisige Nordpolar- Meer zu halten. Ich mache mich auf den Weg zum Pass. Als ich einen Pickup stoppe sagt mir die Fahrerin, die direkt aus Deadhorse kommt, die Straße ist frei, kein Schnee, Zustand wie hier. Na und hier ist der Straßenzustand doch prima- also Klaus, worauf wartest du noch? Das Thermometer im Bordcomputer klettert auf –9,5° und gibt dann seinen Geist auf. Ich passiere den Pass. Die tiefen, vereisten LKW- Spuren sind sehr unangenehm. Als ich den Pass hinter mir habe, zeigt das Thermometer wieder –9,5° an. Lustig, tiefere Temperaturen kann es wohl nicht anzeigen. Vierzig Kilometer hinter dem Pass stoppe ich doch noch einmal einen entgegen kommenden Truck. Geh zurück mit deinem Bike. 40 Meilen vor Deadhorse liegen 30cm Neuschnee. Das war’s, bei Meile 255, rund 135Meilen vor meinem Ziel, drehe ich um. Es ist ein Bisschen so, als ob man vom Basislager aus den Everest sieht, und dann umkehren muß. Nein, es schmerzt nicht so sehr. Ich wusste von Anfang, dass ich Deadhorse nicht erreichen würde. Ich bin einfach zwei Wochen zu früh. Heute, wo ich dieses schreibe, herrschen bereits 5° plus. Aber es gibt schlimmeres. Ich habe mehr gesehen und erlebt,  als ich mir erhofft hatte und damit ist es gut.

Auf der Rückfahrt mache ich noch einmal zum tanken und auf eine heiße Suppe Pause in Coldfoot. Da spricht mich plötzlich der Trucker an, den ich hinter dem Pass angehalten hatte. Na, bist du umgekehrt, das war die Richtige Entscheidung. Den Schnee hättest du mit deinem Bike nicht geschafft. Zufrieden trete ich die Rückreise an und übernachte noch einmal zum Vorzugspreis bei meiner gute Fee in Yukon River.

7. Mai Yukon River - Coldfoot 195km

Es sind minus 2°, Eiszapfen hängen am Moto. Tanken, einen letzten Kaffee und los geht’s. Die 195km sind sehr abwechselungsreich, Schotter und Matsch lösen sich ab, zwischendurch gibt’s aber auch mal festgefahrenen Untergrund. In Coldfoot halte ich an der Zapfsäule, besuche die Dame im Postamt und gehe in den „Saloon“ um den Schlauch frei schalten zu lassen. Es gibt einen schwarzen und einen grünen Zapfhahn ohne Bezeichnung. Grün ist bleifrei, wie ich meine. Nach gut drei Gallonen ist der Tank voll, ein verdächtiger Geruch steigt mir in die Nase. Ich stecke den Finger in die Tanköffnung. Das riecht nach Diesel, das fühlt sich an wie Diesel- NEIN. Doch es ist Diesel !!!

Für die nächsten drei Stunden habe ich Außendienst bei vier Grad . Zum Glück erhalte ich Hilfe von einer Großgeräte-Werkstatt. Mit dem Schlauch kann ich 16l abziehen. Dann versuche ich es mit dem Starter direkt an der Benzinpumpe. Die Fördermenge ist mager und die Batterie nicht begeistert. Die vorbei kommenden Trucker fragen, schon versucht anzulassen? Zum Glück natürlich nicht. Da muß alles raus, bis auf den letzten Tropfen. Drei Liter sind noch drin, wenn ich 17l nachfülle ?!? Ich traue mich nicht. Wenn ich in dieser Wildnis liegen bleibe, ich wage den Gedanken nicht zu Ende zu denken. Das Moto auf den Kopf zu stellen schaffe ich auch nicht. Da hilft nur eines, der Tank muß runter.

Als ich nach drei Stunden wieder tanke meckere ich den Wirt wegen der fehlenden Bezeichnung an der Zapfsäule an und will wenigstens die zweite Tankfüllung für umsonst. Das geht leider nicht, aber er könnte mir als Entschädigung eine freie Übernachtung anbieten...

200 Dollar geteilt durch drei Arbeitsstunden macht einen akzeptablen Stundenlohn, allerdings inklusiv Kältezuschlag.

6. Mai Healy- Yukon River 412km


Fairbanks ist nicht so interessant, deshalb beschränke ich mich auf den Besuch einer Tankstelle und eines Geldautomaten und begebe mich Richtung Norden auf einen Schnupperkurs des Dalton Highways. Wem der Name nichts sagt sollte mal bei Wikipedia, oder Google nachschauen. In letzten Truckerstop vor der Wildnis kaufe ich mir einen zwei Gallonen Reservekanister (befüllt) und hole einige Informationen über Tank- und Übernachtungsmöglichkeiten ein. Liven Good hat beides, wie man mir sagt. Als ich dort ankomme ist das Ortsschild mit dem Zusatz „No Services“ versehen und so ist es auch. Eine verfallene Hütte und ein matschiger Waldweg. Den fahre ich einfach, irgendwo muß doch noch etwas kommen. Und tatsächlich, nach einem halben Kilometer lande ich bei den Goldgräbern. Die haben zwar kein Bett für mich, aber ein Bier. Als ich dankend ablehne sagt der eine, du bist doch Deutscher, die mögen doch Bier. Ja, kläre ich auf, aber erst nach Feierabend. Ich erhalte die wichtige Info, dass es 100km weiter, in Yukon River, Bett und Benzin gibt. Nun beginnt der eigentlich Dalton. Auf dem Weg nach Yukon River überquere ich den Nördlichen Polarkreis, der mich mit 10cm Neuschnee empfängt. Nach gut fünf widerlichen Kilometern ist der Spuk vorbei. Als ich am Ziel angekommen den Vorraum des Motels betrete trifft mich der Schlag- geschlossen. Das darf nicht wahr sein. Ich schätze die Abmaße der Fußmatte ab, die gerade groß genug für meinen Schlafsack wäre. Am Haus finde eine unverschlossene Tür, schleiche durch die Küche und stehe plötzlich zwei mich entgeistert anguckenden Frauen gegenüber. Wir haben geschlossen. Ich brauche ein Bett, oder einen kleinen Platz für meinen Schlafsack. Ich gehe hier nicht mehr raus. Die eine telefoniert mit der „Geschäftsleitung“. Okay du kriegst ein Bett, und weil wir noch nicht geöffnet haben (keine Küche), zum halben Preis. Nun muß man wissen, daß die Betten hier in der Wildnis 200 Dollar die Nacht kosten... Ich bekomme einen Kaffee und krame ein paar Kekse aus meinem Tankrucksack.

5. Mai Seward - Healy 607km

Geplant war eine Übernachtung in Anchorage. Da es aber „gut läuft“, dazu später mehr, nehme ich in Anchorage nur eine Schüssel Tom yam gung beim Thai. Den hatte ich mir bei meinem ersten Aufenthalt im Navi abgelegt. Nachdem ich mich gestärkt und aufgewärmt habe, starte ich Richtung Fairbanks. Wie weit ich komme, lasse ich auf mich zukommen. Auf der langgezogenen Ausfallstraße begleitet mich ein Rudel Harleys. Der „interferente“ Sound der sechs Maschinen erweckt in mir Erinnerungen an mein früheres Motorradleben. Bald kommen die Ausläufer des Mount Mac Kinley- Massivs in Sicht. Hinter Palmer passiert es dann. Ich begegne dem einzigen Sheriff auf 5000km und der lebt sein Polizistenleben für alle anderen mit an mir aus. Zehn Meter vor Ende der Geschwindigkeitsbegrenzung, ich kann das Schild quasi aus dem Sattel greifen, da schlägt er unbarmherzig zu. Dunkles, vermeintliches  Zivilfahrzeug. Nachdem er mich abgeschossen hat, stellt er die Lichter an, ein Feuerwerk in weiß, blau und rot brennt ab. Überall blitzt und funkt es, in den Blinkern, den Scheinwerfern, hinter dem Kühlergrill und der Windschutzscheibe, ein Wahnsinn. Er fährt ein Hightech- Gerät mit Internetvernetzung, PC und Drucker. Nach gut fünf Minuten überreicht er mir die Daten auf einer Rolle Thermopapier. Die Meile kostet 12 Dollar plus Bearbeitungsgebühr und es kamen leider einige Meilen zusammen. Zu bezahlen im Internet per Kreditkarte. Ich verdränge das einfach.

Irgendwie achte ich aus gegebenem Anlaß nicht so richtig auf die Tankstellen und irgendwann bleibt meine gute Kuh einfach stehen. Vierzehn Kilometer vor der nächsten Tanke, wie sich anschließend rausstellt. Die hätte sie nun wirklich auch noch machen können. Zum Glück sehe ich einen Kilometer vor mir auf einer Anhöhe einen Pickup stehen. Ich mache mich auf den Weg und bekomme von dem jungen Paar den Inhalt ihres Reservekanisters, Glück muß man haben. Ich übernachte in Healy.

4. Mai Seward

Pünktlich um 12 Uhr legen wir zu einer vierstündigen Tour ab. Die Landschaft ist beeindruckend schön. Wir werden begleitet von Orcas, ziehen an einer Gruppe Seelöwen vorüber, besuchen Seevögelkolonien, sehen Fischotter, aber keine Wale. Das Jagdglück scheint uns nicht hold zu sein. Plötzlich sind sie da, ziehen zum Teil in nächster Nähe an uns vorüber, blasen und „winken“ mit der Fluke. Den Höhepunkt der Vorstellung bietet ein Vertreter der Art als er senkrecht vor uns aus den Wasser stößt. Ein sicherlich seltenes und dafür um so schöneres Erlebnis.

3. Mai von Anchorage nach Seward 229km

Vor dem Frühstück gehe ich nach draußen, das Thermometer zeigt 1 Grad. Es soll aber noch wärmer werden, macht der Mann an der Rezeption Mut. Um 11 Uhr starte ich bei 1,5 Grad in voller Montur Richtung Seward. Die Sonne scheint, blauer Himmel und mich empfängt eine wunderbare Natur, wen sollte es da frieren? Die 229km fahre ich durch, obwohl einige Raststätten auf dem Weg liegen. In Seward angekommen, gehe ich erst einmal in das Touristenzentrum. Ich habe Glück, die Damen haben Tag der offenen Tür. Es gibt heißen Kaffee und selbstgebackenen Kuchen. Ich studiere den Hotelplan des Ortes drei Kaffee und drei Stücken Kuchen lang. Nachdem ich mich gestärkt und aufgewärmt habe, buche ich im Ort die Tour für morgen und ziehe in ein am Hafen liegendes Motel www.sewardmotel.com  Nur mit dem Herrn an der Rezeption habe ich leichte Verständigungsschwierigkeiten.

Nach einem heißen Wannenbad löst sich die Starre und da ich ja den ganzen Tag noch nichts gegessen habe, genehmige ich mir ein Fischessen (Heilbutt) und einen Schoppen kalifornischen Weißwein.

2. Mai - Anchorage

Nach zehn Stunden Schlaf werde ich um 5 Uhr wach. Das ist wirklich noch etwas zu früh. Ich stehe kurz auf, fotografiere den kommenden Tag (so ein Foto von mir gemacht hat wirklich Seltenheitswert) und lege mich wieder hin. Um sieben muß ich dann aber raus.

Den Vormittag widme ich mich meiner WEB-Seite. Pünktlich um 12 Uhr, wegen der Mittagswärme, starte ich mit dem Moto bei Sonnenschein und strahlend blauem Himmel bei 1,5 Grad zu einer Stadtrundfahrt. Nach dreißig Kilometern stehe ich wieder vor dem Hotel. Jetzt ist packen angesagt. Alle Teile liegen auf dem Boden verstreut und müssen einen neuen Platz in den Koffern finden. Morgen soll es nach Seward in Sachen Gletscher und Wale gehen.

1. Mai 2012 Salzgitter - Anchorage

Um 3:30 Uhr läutet der Wecker. Nach einem Sonntagsfrühstück bringt mich meine Christine zum Flieger nach Hannover. Beim Einchecken pickt man mich zu einer „Ganzkörperkontrolle“ raus. Nach gefühlten fünf Minuten muß ich dann nur noch mit dem mitgeführten Helm in eine Sonderkontrolle. Na ja, es geschieht eben letztlich alles nur zu unserer Sicherheit.

Ab Frankfurt geht es dann mit Condor im Nonstop- Flug nach Anchorage. Mit der Zeit zu fliegen ist angenehm. Wir starten um10:25 in Frankfurt und landen pünktlich um 9:55 in Anchorage. Somit haben wir 30 Minuten gut gemacht.

Alaska empfängt uns mit verhangenem Himmel und 5° Celsius. Die Fenster im Hotel sind weit geöffnet, man lüftet. Ist aber nicht so schlimm, da die Heizung sich eh nicht anstellen lässt. Ein kleiner Elektroradiator tut aber sein Bestes und bald ist es halbwegs warm im Zimmer. Da hier am Tag der Arbeit gearbeitet wird, nehme ich ein Taxi und fahre zur Lagerhalle des hiesigen Agenten. Dort soll nämlich mein Moto auf mich warten. Und in der Tat steht es da abholbereit. Nach kurzer Komplettierung geht’s los- kein Mensch fragt nach Versicherungsnachweis, Fahrzeugpapieren oder sonstigem, mir soll’s recht sein.

Es ist 17 Uhr, Zeit etwas zu essen. Im hiesigen Brauereihaus gibt es Tomatencremesuppe und eine Pizza, dazu zwei Pils „homemade“. Den 35$ lachs hebe ich mir für später auf. Um 19 Uhr gebe ich der nun doch aufkommenden Müdigkeit nach und begebe mich ins Bett. An einem 24-Stunden Tag ohne Nacht kann man viel erledigen. Zum Beispiel von Salzgitter nach Alaska reisen, sein Moto in Empfang nehmen die Stadt besichtigen zu Abend essen und trotzdem früh zu Bett gehen- das hat was für sich.

Der Countdown läuft

Die letzten Tage vor dem Abflug sind wie immer hektisch und stressbeladen. Das liegt nicht zuletzt an einer meiner wirklich unangenehmen Charakter-eigenschaften nämlich, einige Dinge bis auf den letzten Tag hinaus zu schieben. Wenn dann noch Unvorgesehenes dazu kommt...

Meine Haftpflichtversicherung zum Beispiel hatte mir für diese Reise Deckung zugesagt. Als ich vier Tage vor Abflug um eine schriftliche Bestätigung bat, machten die dann einen Rückzieher. Nun kam Freude auf. Nach langem Suchen fand ich dann den Retter in der Not, NOWAG- Versicherungen. Nach diversen Mails hielt ich am letzten Tag das Vertragsoriginal in den Händen- vielen Herr Nowag, auch an dieser Stelle.

Es wird ernst

Der Abgabetermin bei DHL in Frankfurt ist der 16. April. Morgens um 8 Uhr mache ich mich bei drei Grad auf den Weg. Zum Glück regnet es nicht. Es ist bewölkt und teilweise bricht die Sonne durch. Die Temperatur erlaubt eine Generalprobe für Alaska. Ich fahre in "voller Montur", das heißt, Thermounterwäsche, lange Wollsocken, Angora-Kniewärmer, Überhandschuhe mit einem Eisstern, die Kombi mit eingeknüpftem Thermofutter und die neu angeschaffte Heizweste, 55 Watt. Die Griffheizung meines Motos steht auf Stellung "drei". Trotz aller Maßnahmen wird es nach knapp zwei Stunden zumindest "untenrum" es kühl. Ich halte auf eine Tasse heißen Kaffee. Auf den letzten 100km wird es dann aber doch etwas wärmer. Bei acht Grad kommt ein regelrechtes Wohlfühlgefühl auf.

Gegen 11:30 Uhr bin ich im Cargo- Bereich des Flughafens. Esther Hartmann von DHL nimmt mich freundlich in Empfang. Spiegel und Windschutzscheibe sind schnell demontiert und auch den "Papierkrieg" habe ich in einer halben Stunde hinter mir.

Mit der Deutschen Bahn geht es dann zurück nach Hause.

Die geplante Route

Von Anchorage aus möchte ich für zwei Tage in Sachen "Wale und Gletscher" in das südlich gelegene Seword fahren. Danach geht es dann nach Fairbanks. Hier entscheidet das Wetter, ob ich den Dalton Highway parallel zur Ölpipeline Richtung Norden an das nördliche Polarmeer fahren kann. Zur Zeit sind in Deadhorse (Prudhoe Bay) noch stramme 30 Grad minus, aber ich habe ja noch vier Wochen Zeit. Wenn das Wetter den Trip nach Norden nicht zuläßt, soll mich der Alaska Highway von Fairbanks aus Richtung Süden mit Ziel Vancouver bringen. Dann folgen San Francisco, Los Angeles und in San Diego geht's über die Grenze nach Mexiko auf die Baja California. Per Fähre geht es dann wieder zurück auf das mexikanische Festland. Es folgen Acapulco, Puerto Escondido, Puerto Angel, immer entland der Pazifikküste und kurz hinter Salina Cruz beginnen dann die letzten 2500km durch die kleinen, mittelamerikanischen Staaten bis Panama.

Für den 29. Juni ist der Rückflug von Panama- Stadt aus nach Deutschland gebucht.

 

So könnte es laufen, wenn meine Hoffnungen und Wünsche in Erfüllung gehen...

Vorwort

Nachdem ich in 2011 die alte Nord-Südverbindung von Feuerland bis Peru gefahren war, kam in mir der Wunsch auf, auch den nördlichen Teil der Panamericana zu befahren. Als wesentliches Problem während der Planungsphase stellte sich der Transport des Motos heraus. Per Seefracht geht es nur bis Vancouver und dann auf dem Landweg. Luftfracht in die USA wird seit dem 11.9.2001 von privaten Auftraggebern nicht mehr befördert. Grund ist  wohl ein Versuch mit im Rahmen versteckem Sprengstoff.

Für den Rücktransport von Panama- Stadt nach Deutschland fand ich trotz vieler Versuche keinen Ansprechpartner. Zu guter Letzt hat es dann aber doch noch geklappt. Die Leute von DHL machen das. Sowohl direkt nach Anchorage, als auch zurück von Panama. Der Trick ist, sie röntgen das Fahrzeug. Am 16.4., also in elf Tagen, werde ich das Moto in Frankfurt abgeben und es dann hoffentlich am 2. Mai in Anchorage wieder in Empfang nehmen. Da ich den westlich Teil der USA und auch die mexikanische Pazifikküste mit der Baja California schon bereist habe, wird Alaska sicherlich der Schwerpunkt meiner diesjährigen Reise in Sachen neu entdecken und erleben sein.

Die Jahreszeit ist für Alaska zwar verhältnismäßig früh, aber mit etwas Glück hoffe ich auf Tagestemperaturen um die 12 Grad, plus:-)

Wer kein Ziel hat, für den ist jeder Weg der richtige...

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